Josh Müller
Die Ausgangslage ist unklar, davon spricht schon der einfallende Nebel. Unser Auge folgt einem langsamen Schwenk der Kamera, die eine bizarre und leicht unheimliche Szenerie festhält: Eine Rasenböschung, eine Bergstraße, plötzlich ein am Fahrbahnrand abgestelltes Auto mit aufgeklappter Kühlerhaube. Abgebrochene Autoteile liegen herum, ein Reifen, eine Radkappe, eine Autotür. Viele Andeutungen, aber nichts Konkretes: Video und Fotos von Josh Müllers Arbeit Accident spielen mit einer sich diffus aufbauenden Spannung, deren Ursprung nirgends zu eruieren ist. Es fehlt ein Akteur, eine Akteurin, der oder die das alles verursacht haben könnte. Es fehlen aber auch Opfer, Täter, Protokollanten und Zeugen, die einen allfälligen Unfall glaubhaft machen würden. Was ist geschehen?
Unabhängig von dieser materiellen Ebene eines realen oder fiktiven Geschehnisses existiert eine zweite Ebene der Produktion, auf der die Parameter für eine künstlerische Arbeit festgelegt werden. So werden wir als BildbetrachterInnen immerhin zu Zeugen einer bestimmten Form von Autorschaft, die sich in der gewählten Art der Inszenierung oder der dokumentarischen Methode manifestiert. Und hier, beim genauen Hinschauen, erkennen wir kleine Details, die die Arbeit Josh Müllers als Bühnenwerk, als gestellte Szene ausweisen. Dennoch bleibt vieles in der Schwebe, so dass wir nicht umhin können, Accident auch als ein Gleichnis für eine fiktionalisierte und medialisierte Welt zu sehen, in der Evidenz maximal im Rahmen eines Second Life zu haben ist. (Patricia Grzonka)
Josh Müller,
* 1973, Universität für angewandte Kunst, 2008 "multiplexed" Event Gallery London, "collection" University of Alicante Museum, Spanien, 2007 "Unsere Natur liegt in der Bewegung" Kunstforum Montafon, "my vision" Reiss Engelhorn Museum Mannheim, 2005 "extension turn" Kulturforum Tokio.