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Österreichischer Kunstpreis 2023

Der Österreichische Kunstpreis zeichnet etablierte Künstler:innen und Institutionen für ihr Gesamtwerk aus. Mit dem Preis wird ein facettenreiches Kunstschaffen, ein umfassendes Oeuvre und die kontinuierliche inhaltliche Weiterentwicklung in der künstlerischen Arbeit gewürdigt.
Der Preis ist mit jeweils 15.000 Euro dotiert, er wird jährlich vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) vergeben. Die Auswahl der Preisträger:innen erfolgt durch unabhängige Fachjurys.

Preisträger:innen 2023 im Portrait

Das singuläre wie selbstbewusste künstlerische Werk von Florentina Pakosta entzieht sich einfachen Einordnungen oder Kategorisierungen und hat erst in den letzten Jahren die verdiente Aufmerksamkeit und Würdigung – etwa im musealen Kontext – erhalten. Sie ist im österreichischen Kunstgeschehen eine wichtige feministische Position, aber auch bedeutende Vertreterin einer stringenten geometrischen Abstraktion.

 Die Künstlerin betätigt sich bis in die späten 1980er-Jahre ausschließlich als Zeichnerin. Aus feministischer Perspektive reflektiert Pakosta alte Meister ebenso wie aktuelle Medienbilder. In hyperrealistischen Zeichnungen mit den unverwechselbaren Köpfen analysiert sie genderspezifische Fragen – so etwa Rollenbilder und deren Präsentation in heutigen Bildmedien oder auch den Typus der maskulinen Machtfigur in einer männlich dominierten Öffentlichkeit. Florentina Pakosta setzt sich mit menschlicher Emotion in Mimik und Gestik auseinander, seziert männliche Gesichtsausdrücke und Körpersprache oder zeigt sich in Selbstporträts ernsthaft, selbstbewusst, kämpferisch.

 In einer späteren Schaffensperiode wendet sie sich von den gegenständlichen, in Schwarz-Weiß gehaltenen Zeichnungen ab und einer abstrakten farbigen Malerei zu. Ab nun entstehen ihre charakteristischen, streng geometrischen Trikoloren Bilder – ein Zyklus, an dem sie bis heute arbeitet.

Webinformation: Florentina Pakosta - Webseite Albertina 

Mit ihren außerordentlichen Verdiensten um die feministische Filmpolitik, als Gründungs- und Vorstandsmitglied von FC GLORIA – Frauen, Vernetzung, Film und ihrem Engagement als Geschäftsführerin des drehbuchFORUM Wien sowie in ihrem weitreichenden Einsatz als Kuratorin und Publizistin für die Stärkung und Wahrnehmung des österreichischen Films, verschafft Wilbirg Brainin-Donnenberg diesem national und international Ansehen und strukturelle Erfolge. Ihre Vision zielt dabei auf eine (Film-)Welt der Gleichbehandlung, der Diversität und der strukturellen Gerechtigkeit.

Die wirtschaftlichen Aspekte – wie u.a. ihre Konzeption der Diagonale-Branchentreffen nahelegt – finden bei ihr im selben Maße Aufmerksamkeit wie die sozialen: Die erfolgreiche Stärkung, Sichtbarmachung und Unterstützung insbesondere von filmschaffenden Frauen im Sinne der Beförderung und Vermittlung von innovativen Stoffen und Wissen im Bereich Drehbuch und Dramaturgie sind die Belege für die herausragende Rolle, die sie in der Mitgestaltung des Kosmos "österreichischer Film" spielt.

Über die Jahrzehnte leistet Wilbirg Brainin-Donnenberg einen wesentlichen Beitrag in der Filmvermittlungs- und Geschichtsarbeit: bei sixpackfilm, als freie Kuratorin, als Herausgeberin und Beitragende von Filmbüchern, Initiatorin von Wettbewerben (etwa für Stoffe zu Frauenfiguren jenseits der Klischees) und Moderatorin. Ihre Expertise teilt und organisiert sie weitsichtig in unzähligen Weiterbildungsveranstaltungen, Workshops, Kinosalons und anderen Formaten mit Branche und Öffentlichkeit.

Als Filmemacherin verschafft sie der Konvergenz von Wissen, Ästhetik und (feministischer) Praxis eine sinnliche Exposition: Ihre Kurzfilme wurden auf zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt - ihr viel beachteter Super-8-Film Dirndlschuld (2021) feierte seine Premiere auf der Berlinale. Wie schon in Brief an meine Tochter (2019) macht sie das Private als das Politische begreiflich, legt hier, in ihrer intensiven Erfassung der dunkelsten Geschichte des Landes, ein Gefühl für Zeitlichkeit frei, welches das letztlich unauflösliche Verhältnis zwischen Tradition und dem Ephemeren einfängt. Die Vergänglichkeit – As time goes by (2021) führt dies im Spaziergang durch die Jahreszeiten vor – ist Bedingung.

Webinformation: sixpackfilm "Dirndlschuld"

Claudia Larcher hat aus fotografischen Ansichten und Fragmenten von architektonischen und organischen Körpern, Kultur- und Naturlandschaften, die sie seziert, dreht, spiegelt, neu dimensioniert und montiert, eine eigene Formensprache entwickelt.

 In raffinierten Montageverfahren animiert sie bewegte und statische Bilder zu fiktiven Kamerafahrten durch Gebäude, Landschaften und entlang des menschlichen Körpers. Mit großem Gespür für Geschwindigkeit, Rhythmus und Komposition entstehen filmische Arbeiten und haptische Collagen, die Körper und Raum behutsam abtasten und neue Perspektiven auf Lebewesen, ikonischen Gebäude wie auch das traute Heim eröffnen.

Ihre oft menschenleeren, kaleidoskopartigen, architektonischen Porträts erzählen von Sehnsüchten, Ängsten, Glück, Wünschen und Träumen verschiedener Epochen, Generationen und Milieus. In ihren Körpercollagen gehen menschliche Organismen in geschlechtslose Lebewesen über, Vorstellungen von Schönheit werden ad absurdum geführt.

Neuere Arbeiten beschäftigen sich mit Kommunikation, sozialen Medien und künstlicher Intelligenz, in einem Wechselspiel von analoger und digitaler Praxis.

Webseite: claudialarcher.com

Das künstlerische Interesse von Mathias Poledna gilt Phänomenen der Alltags- und Popkultur ebenso wie Formen und Praktiken im Bereich der Kunst. Seine Auseinandersetzung mit Repräsentations- und Funktionsmechanismen im kulturellen Feld entwickelte sich seit den frühen 1990er Jahren nicht zuletzt unter kritischer Bezugnahme auf Verfahren der Konzeptkunst und der Institutionellen Kritik.

Im Rahmen seiner Beschäftigung mit populärer Musik und den Rhetoriken visueller Medien — insbesondere des kommerziellen Films und der Produkt- bzw. Werbefotografie — widmet sich Poledna grundlegenden Aspekten medialer Repräsentation und Historizität. Von besonderer Bedeutung sind für Mathias Poledna mediale und historische Übersetzungsprozesse, Übertragungen von Formen und Gestaltungen, sei es in andere Medien, sei es in neue historische Kontexte, die unweigerlich Leerstellen und Bedeutungsverschiebungen mit sich bringen.

Die in den letzten Jahren und Jahrzehnten entstandene Installationen, Filme und Fotografien überzeugen sowohl durch ihre konzeptuelle Präzision und referenzielle Komplexität als auch durch ihre sinnlichen und suggestiven Qualitäten. Neben zahlreichen Ausstellungen in österreichischen und internationalen Institutionen gestaltete er 2013 den österreichischen Pavillon für die Biennale in Venedig.

Peter Androsch zählt zu den produktivsten, engagiertesten und schillerndsten Künstlern Österreichs. Bereits 1994 wurde der durch seine Musik zu dem international reüssierenden Film Hasenjagd von Andreas Gruber einem breiten Publikum bekannt. Er behandelt eine äußerst brutale und blutige Episode aus der Geschichte des KZ Mauthausen und damit der Geschichte Österreichs.

Damit waren sofort einige Eckpunkte von Peter Androschs künstlerischer Arbeit markiert: anhaltende Verbundenheit mit seiner Heimatregion, Reflexion der – häufig österreichischen – Geschichte, Fokussierung auf Fragestellungen außerhalb des allgemeinen Gesichtsfelds, künstlerische Bearbeitung und Umsetzung auf jedermann zugängliche, dabei aber niemals banale Weise.

Anerkennung erfuhr Androsch durch nationale und internationale Preise, aber noch mehr in Form von Aufträgen zu mehr als 20 Opern und vielen anderen Werken sämtlicher Genres.

Solistisch integriert Androsch mit traumwandlerischer Sicherheit sämtliche Traditionen von klassischer und populärer Musik, so als hätte es diese Unterscheidung gar nie gegeben. In der Wahl der Sujets blieb Androsch immer unaufdringlich engagiert und es gelang ihm stets den Finger in offene oder nur mühsam bedeckte Wunden zu legen. Dennoch gab er sich nicht damit zufrieden, unbequeme Fragen in etablierten Tempeln der Kunst aufzuwerfen, sondern entwickelte immer wieder partizipative Projekte mit Schulen oder Laien.

Er zeichnete für das Musikprogramm der Europäischen Kulturhauptstadt Linz09 verantwortlich, die Entwicklung des bis heute bestehenden Projekts Hörstadt samt der Linzer Charta zur nachhaltigen Gestaltung und Entwicklung des akustischen Raumes.

Webseite: peterandrosch.at

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung – kaum einem Autor gelingt es, diese Qualitäten derart artistisch miteinander zu verknüpfen wie Bodo Hell. Avanciertes Schreiben durchwuchert Überkommenes, traditionellen Bestände werden zur Kenntlichkeit entstellt. Seit fast einem halben Jahrhundert versetzen Bodo Hells Texte unsere alltägliche Wahrnehmung in Schwingung und öffnen den Blick auf Hintergründiges, mitunter auch auf Nebensächliches, das sich dann als Hauptsache erweist. Bodo Hell machte sich zu einem Zeitpunkt, als die experimentelle Literatur gerade ihren Zenit überschritten hatte, auf die Suche nach neuen literarischen Formen und Evidenzen.

Die entsprechenden Zeichen und Spuren fand er als Hirte in seinem dritteljährigen Habitat am Dachstein und in der Beschreibung – genauer gesagt, im Evozieren – der unbelebten Natur von Stein und Fels. Rasch erweitere Bodo Hell seine Textarbeit zu "außerliterarischen" Kunstformen wie Fotografie, Malerei und Grafik.

Bodo Hells Schreiben nahm im Lauf der Jahre immer mehr Besitz von den Dingen unserer Umwelt und kam dabei mit immer weniger aus. Es mochte dabei um Trachten-Bekleidung, jahreszeitliche Riten, Arbeitsabläufe, ganze Landstriche, um Pflanzen – oder Tierwelt gehen – Hells Texte haben nur vordergründig mit "Naturlyrik" zu tun; tatsächlich analysiert Bodo Hell immer globale Zusammenhänge.

Vielleicht war es kein Zufall, dass der oft regional agierende literarische Generalist Bodo Hell am Beginn seiner künstlerischen und literarischen Laufbahn unter anderem Orgel studierte: das universellste aller Instrumente. Die Würdigung des "literarischen Gesamtwerks" ist im Fall von Bodo Hell vielleicht zu eng gefasst. Die beträchtliche Anzahl seiner Publikationen, die alle Genres von Prosa bis Hörspiel, Theater und Film umfasst und überschreitet, wäre eigentlich als "künstlerisches und literarisches Gesamtwerk" auszuzeichnen.

Webseite: bodohell.at

Am 5. Oktober 1989 trat erstmalig ein damals neugegründetes, junges Theaterkollektiv in der österreichischen Theaterlandschaft auf - es nannte sich Aktionstheater Ensemble. Vom Regisseur Martin Gruber ins Leben gerufen, wurde das Ensemble 2015 und 2016 für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie "Beste Off-Produktion" nominiert. 2016 erhielt es dann den Preis. Das Ensemble spielt regelmäßig im Festspielhaus Bregenz, Spielboden Dornbirn und im Werk X in Wien.

Schon zu Beginn wurde das Aktionstheater Ensemble als "frisch, interessant und experimentierfreudig" wahrgenommen. Wenn anfangs noch Klassiker bearbeitet wurden, begann Gruber im Laufe der Zeit vermehrt mit Choreograf:innen und Tänzer:innen zusammenzuarbeiten. Sukzessive veränderte sich die Arbeitsweise des Aktionstheater Ensemble, bis schließlich gänzlich eigene Stücke entwickelt wurden. Ein bemerkenswerter Fokus der Arbeit liegt auf der Zusammenarbeit mit Musiker:innen und bildenden Künstler:innen. Im zeitgenössischen dokumentarischen Theater verortet, agieren sie nach dem Paradigma, Theaterstücke ohne Handlung zu entwickeln, allerdings steht die poetische Verdichtung der Realität im Vordergrund.

Arbeiten des Aktionstheater Ensembles sind zeitgemäß, politisch und zugleich unterhaltsam: Sie liegen thematisch immer am Puls der Zeit, ob es u. a. um die Flüchtlings-Krise geht, um Kapitalismus-Kritik oder Klimaschutz, um Gender Identity oder die Corona-Krise. All diese gesellschaftlich relevanten Fragen bringt das Ensemble auf die Bühne. Besonders hervorzuheben ist die kollektive Arbeitsweise durch die es gelingt, ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten: Schauspieler:innen sind nicht nur Ausführende der Regisseur:innen und Autor:innen, sondern Mitschreibende und Mitgestaltende der Inszenierungen.

Webseite: aktionstheater.at

Vor drei Jahrzehnten hat Musik Kultur St. Johann damit begonnen, eine von Tourismuswirtschaft und Eventkultur geprägte Kulturlandschaft zu beackern, Ideen und Visionen zu säen. Musik Kultur St. Johann war abseits des Ballungsraums Innsbruck und den Wühlmäusen in Kufstein eine der ersten Kulturinitiativen Tirols, die sich auf zeitgenössische Kunst und ein damit verbundenes Vermittlungsangebot fokussierte. Gesellschaftspolitische Themen waren im Programm immer präsent und somit auch dringliche Diskussionen zu Themen wie Massentourismus, Feminismus oder Rassismus.

Die Idee, Kunstvermittlung für Kinder- und Jugendliche durch Workshops in den Sommerferien anzubieten, entstand im Jahr 1994. Umgesetzt wurde dieser Wunsch mit der Sommerakademie Trampolissimo, die bis heute jährlich stattfindet und bis zu 12 Workshops aus unterschiedlichen Kunst- und Kultursparten beinhaltet.

Seit 1996 konnte ein Arthouse Kino in St. Johann etabliert werden. Im Dezember 2002 wurde Musik Kultur St. Johann Eigentümer einer eigenen Spielstätte, der Alten Gerberei: sie bietet einen Proberaum für Bands, einen zusätzlichen Veranstaltungsraum für Vereine, einen Bürotrakt und Backstage-Räumlichkeiten. Die Alte Gerberei konnte so Heimat für etliche weitere Kulturvereine wie zum Beispiel den Literaturverein Lesewelt St. Johann, Jeunesse, ELFS - English Language Film Society oder die Volksbühne werden. Eng verbunden mit der Alten Gerberei ist das Festival für Jazz und improvisierte Musik Artacts.

 Mit vielen österreichischen Erstraufführungen, wie zum Beispiel der russischen Polit-Punk Band Pussy Riots bleibt Musik Kultur St. Johann bis heute eine noch immer brodelnde Initiative, ein Kulturmagnet von überregionale Bedeutung, der weit über die Landesgrenzen ausstrahlt.

Webseite: muku.at

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