Österreichische Bundesmuseen im kolonialen Kontext: Staatssekretärin Mayer richtet Fachgremium ein Hochkarätig besetztes Gremium soll zeitgemäßen und sensiblen Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten bzw. Rückgabeforderungen entwickeln

Ethnographische, naturkundliche, technische und Kunst-Museen sehen sich mit intensiven Debatten darüber konfrontiert, wie mit Sammlungsobjekten aus kolonialen Erwerbskontexten umzugehen ist. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer setzt nun international anerkannte Fachleute ein, um Empfehlungen für einen zeitgemäßen Umgang mit betroffenen Objekten zu entwickeln. Die Veröffentlichung der Ergebnisse wird für das Frühjahr 2023 erwartet.
Konkret soll das interdisziplinäre Gremium Empfehlungen formulieren, für den Umgang mit Kulturgütern aus kolonialen Erwerbskontexten in den Sammlungsbeständen und etwaige Rückgaben. Daraus könnte sich in weiterer Folge die Notwendigkeit legistischer Vorkehrungen ergeben. In die Arbeit des Gremiums sollen auch Verteter:innen naher Bereiche wie Museumsfachleute, Jurist:innen und zivilgesellschaftliche Initiativen einbezogen werden.
Staatssekretärin Andrea Mayer:
"Das koloniale Erbe in den österreichischen Bundesmuseen wird wissenschaftlich und konzentriert aufgearbeitet. Es geht dabei nicht allein um den Umgang mit kolonialen Museumsbeständen, sondern auch um Fragen nach einer postkolonialen Museologie und Erinnerungskultur. Dass wir in die Tiefe, aber auch in die Breite gehen, ist mir bei diesem Thema wichtig. Die Einbeziehung verschiedener Stakeholder in die Arbeit des Gremiums wird die Ergebnisse auf eine breite Basis stellen und damit die Weiterentwicklung eines zeitgemäßen und sensiblen Umgangs mit dem in österreichischen Bundesmuseen verwahrten Kulturerbe ermöglichen."
Fachgremium
Den Vorsitz des Gremiums wird Jonathan Fine übernehmen. Der wissenschaftliche Direktor des Weltmuseums Wien vertritt das Museum auch in der Benin Dialogue Group.
Fine sieht die Einberufung des Gremiums als einen wichtigen Schritt zur österreichischen Beteiligung an einer globalen Debatte, die in einer offenen Diskussion unter Einbeziehung unterschiedlicher Gruppen, Ansichten und Disziplinen zu gerechten Lösungen führen könne, die sowohl relativistische als auch vereinfachende Ansätze vermeide.
- Dr. Jonathan Fine
Vorsitz, Wissenschaftlicher Direktor Weltmuseum Wien - Golda Ha-Eiros, MA
leitende Kuratorin der Anthropologischen Sammlung, National Museum of Namibia, Windhoek, Namibia - Dr. Emmanuel Kasarhérou
Präsident, Musée du Quai-Branly, Paris, Frankreich - Dr.in Henrietta Lidchi
Chefkuratorin, Nationaal Museum van Wereldculturen, Rotterdam, Niederlande - Prof.in Dr.in Barbara Plankensteiner
Direktorin Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), Hamburg, Deutschland - Univ.-Prof. Dr. Walter Sauer
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien - Dr.in Anna Schmid
Direktorin Museum der Kulturen, Basel, Schweiz - Dr.in Katrin Vohland
Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin Naturhistorisches Museum Wien - Univ.-Prof. Dr. iur. Miloš Vec
Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte, Universität Wien
Arbeitsphasen
Das Fachgremium wird 2022 zu mehreren Sitzungen zusammentreten. Die Arbeit erfolgt in drei Phasen:
1. Phase:
Kontextualisierung
2. Phase:
breite Sammlung von Inputs und Know-how - zivilgesellschaftlich, juristisch und international vergleichend
3. Phase:
schriftlichen Empfehlungen - Präzisierung und Ausformulierung, wie mit Rückgabeforderungen einschlägiger Kulturgüter umgegangen werden könnten
(20.01.2022)